Einen Rückblick auf das aktuelle Marktgeschehen für Unternehmensberatungen liefert der nachfolgende Überblick. Dabei werden die Schwerpunkte auf Mittel- und Südeuropa gelegt.
Italien:
Das Bauhauptgewerbe in Italien verzeichnet einen dramatischen Einbruch. Beim unbereinigten Produktionsindex des Baugewerbes musste das italienische Statistikamt ISTAT für den Monat März 2013 einräumen, dass dieser um über 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken ist. Selbst saisonbereinigt war der Rückgang mit -4,1 Prozent noch sehr stark und nun befindet sich der Index auf dem schwächsten Stand seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1995. Dies läst darauf schließen, dass die Investitionsbemühungen in Italien außergewöhnlich schwach sind.
Außerdem stieg die Bruttostaatsverschuldung des italienischen Staates im März 2013 nochmals um 17,110 Mrd. Euro im Vergleich zum Vormonat an. Vergleicht man mit dem Vorjahresmonat, so lag der Anstieg bei 80,237 Mrd. Euro. Die Staatsschlud beläuft sich damit im März 2013 aktuell auf 2,0347 Billionen Euro.
Laut italienischer Zentralbank (Banca d’Italia) hat sich das noch ausstehende Kreditvolumen, Bad Debt genannt, im März 2013 auf 1,7040 Billionen Euro nur unwesentlich verringert. Das Volumen notleidender Kredite setzt sich u.a. aus Non Performing Loans zusammen, die einen Anteil von 130,974 Mrd. Euro inne haben. Non Performing Loans sind Kredite mit mehr als 90 Tagen im Zahlungsverzug.
Auch zur Industrieproduktion für den Monat März 2013 hat das italienische Statistikamt ISTAT Daten veröffentlicht. Arbeitstäglich bereinigt sank der Industrieproduktionsindex im dritten Monat März um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In diesem Index sind unter anderem der Bergbau, die Energieversorgung und das verarbeitende Gewerbe enthalten, nicht jedoch das Bauhauptgewerbe.
Griechenland
Saisonbereinigt stieg die ohnehin auf sehr hohem Niveau befindliche offizielle Arbeitslosenquote in Griechenland im Februar 2013 nochmals um 0,3 Prozentpunkte zum Vormonat auf den historischen Wert von 27,0 Prozent an. Dramatisch ist die Quote der Jugendarbeitslosigkeit. Sie erhöhte sich um 4,9 Prozentpunkte berechnet auf den Vormonat und hat nun das Allzeithoch von 64,2 Prozent erreicht. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche Arbeitslosigkeit noch höher ist, da das griechische Statistikamt alle Erwerbsfähige, die als „Inactive“ eingruppiert werden, nicht mit berechnet werden. Hinter diesem Begriff verbergen sich jene Arbeitskräfte, die dem Arbeitsmarkt angeblich nicht zur Verfügung stehen.
Wie das griechische Statistikamt ELSTAT weiter mitteilte, fiehl im März 2013 die Industrieproduktion im Segment Bergbau, Energie- und Wasserversorgung sowie dem verarbeitenden Gewerbe nochmals weiter ab, und war um 0,7 Prozent im Vergleich zum März 2012.
Spanien
Katastrophal schlecht sind auch die Marktdaten für Spanien. Wie das spanische Statistikamt INE für den Monat März 2013 bekannt gab, sank der Industrieproduktionsindex des Landes um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Vergleicht man mit historischen Daten, liegt Spanien auf einem Indexwert, wie er 1989 erreicht wurde. Vor allem im Fahrzeugbau war der Einbruch mehr als erheblich. Für das Jahr 2012 kann Spanien im Fahrzeugbau (PKWs und Nutzfahrzeuge) auf die geringsten Produktionswerte seit 1993 verweisen. Nur leicht besser ist die Lage im Maschinenbau und bei der Metallerzeugung und -bearbeitung.
Aus der Sicht einer Unternehmensberatung ist es daher aktuell nach wie vor problematisch, bei dem unsicheren Marktumfeld in den südlichen Ländern Europas intensiv zu investieren. Unklar bleibt, wie sich die Standorte sowohl politisch wie auch gesellschaftlich entwickeln werden. Bedingt durch die einheitliche Währung besteht keinerlei Spielraum für Abwertungen. Ebenso ist zu bemerken, dass die hohe Arbeitslosenquote zu enormen sozialen Spannungen führen kann, was sich in Streiks, Arbeitsniederlegungen und gar Blockaden niederschlagen kann. Für Unternehmen besteht daher das Risiko einer nicht dauerhaft geordneten Produktion.
Besser können jedoch die Entwicklungen im Dienstleistungssektor eingeschätzt werden. Aufgrund der relativ geringen Löhne und der teils guten Ausbildung des potentiellen Personals bieten sich Auslagerungen an, die kurzfristig organisierbar sind. Staatliche Subventionen sind jedoch nur noch partiell zu erhalten.