Euro-Krise: Wie die verantwortlichen Politiker wegschauten

Nicht nur die Medien diskutieren seit Monaten kaum ein anderes Thema intensiver als die Staatskrisen in Griechenland, Spanien, Italien und Portugal, die aufgrund der gemeinsamen Euro-Währung auch eine deutsche Krise geworden ist. Auch in Unternehmen und Unternehmensberatungen herrscht Unsicherheit über die kommende Entwicklung.

Klar ist allen, dass nur durch eine teilweise Übernahme der Schulden der wohlhabenden Euro-Länder die Gemeinschaftswährung zu retten sein wird. Fraglich wird aber sein, wer die Last innerhalb dieser Länder zu tragen haben wird. Wird sie etwa durch Euro-Bonds auf die Allgemeinheit verteilt? Oder wird es eine Reichensteuer geben? Etwa durch eine Zwangsanleihe, vielleicht sogar für Unternehmen?

Natürlich haben zahlreiche Firmen gerade in Deutschland massiv vom Euro profitiert, vor allem die Finanzwirtschaft und die Banken. Das Spiel könnte sich aber ins Gegenteil umkehren, wenn der Euro kippt oder wenn aufgrund der höheren Belastung der Bürger der Binnenkonsum und die Investititionsnachfrage wegbrechen.

Viele fragen sich, wer ansich „Schuld“ an der Situation hat. Klar ist, dass neben den wirtschaftlichen Interessen auch handfeste politische Interessen eine Rolle spielten. Gegen Bedenken der Europäischen Zentralbank bezüglich der Nachhaltigkeit der griechischen Konsolidierungsbemühungen hat sich so etwa Bundesfinanzminister Eichel für den Eintritt Griechenlands in die Euro-Zone stark gemacht.

Auch die Vorstellung Eichels, der Euro werde eine Zweitwährung etwa in Großbritannien werden, hat sich alles andere als erfüllt. Als 2004 auch offiziell bekannt wurde, dass die griechische Statistik-Behörden getrickst hatten, waren zahlreiche Politiker wie der ehemalige Ministerpräsident Stoiber mit Forderungen nach Sanktionen für Griechenland schnell zur Stelle – passiert ist freilich nicht wirklich etwas Handfestes.

Der Sündenfall schlechthin war jedoch wohl die Forderung nach der Reform des Stabilitätspaktes, was es den schuldengeplagten Südländern erst möglich machte, sich bei mangelnder Haushaltsdisziplin auf die Anstrengungen Deutschlands und Frankreichs zu beziehen, die selbst versuchten, ihre Defizitsünden zu rechtfertigen.

Gerade Griechenland wurde schon frühzeitig der Trickserei überführt, ohne dass dies zu energischen Reaktionen seitens der deutschen Bundesregierung geführt hätte. Warum eigentlich nicht?

Altkanzler Helmut Kohl sagte einst zur Einführung des Euro im Bundestag:
„Die Verwirklichung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist in ihren Konsequenzen die bedeutendste Entscheidung seit der deutschen Wiedervereinigung. Sie ist die tiefgreifendste Veränderung auf unserem europäischen Kontinent seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums.“ Aus heutiger Sicht hat er wohl recht gehabt mit einer tiefgreifenden Veränderung – wenngleich er es sich wohl etwas anders erhofft hat.

Eines ist nunmehr klar: Für Unternehmen und Unternehmensberatungen wird es viel zu tun geben, um die Folgen der Unsicherheiten für die Firmen zu relativieren.
Quellen: „Stern“, „Spiegel-Online“, „Deutsche-Welle“, „FAZ“

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