Droht uns die nächste Anleiheblase?

Es ist noch nicht allzulange her, da traute sich kaum ein Analyst mehr, verlässliche Vorhersagen auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Welt zu tätigen. Unsicherheit war der bestimmende Charakterzug eines jeden Beobachters der Finanzmärkte und der Pfad der trübsten Tristess war ausgetretener als der wohlberühmte Gang nach Canossa. Jedoch liegt die Betonung auf „war“, denn in den letzten Monaten scheinen allerorts Hiobsbotschaften verschwunden zu sein. Ja selbst leiseste Zweifel mögen nicht aufkommen angesichts der freudigen Botschaften von glückseligen Aktienmärkten, hoffnungsvollen Arbeitsmärkten und sukkzessiv konsonlidierten Staatshaushalten. Dennoch kann und darf der Blick bezüglich so mancher Unsicherheit nicht einfach verschlossen werden – zu groß sind die Ungereimtheiten bezüglich so mancher Finanzaktivität.

Bislang war es gute Sitte, dass der Steuerzahler für große, in Schieflage gekommene Unternehmen und vor allem Banken aufkam. Nicht wirklich überraschend haben sich hier die Bürger gewehrt – mit mittlerweile durchaus annehmbaren Erfolg. In Zukunft werden die Anteilseigner bei Bankenzusammenbrüchen deutlich stärker in die Plicht genommen werden als das bislang der Fall war. Im Sinne einer gerechten Verteilung mag man das durchaus auch sehr begrüßen. Zudem kann man erwarten, dass die Anreize für überengangiertes Schuldenmachen so mancher europäischer Staaten alsbald abflaut. Nicht umsonst legen sich derzeit in Frankreich und Spanien (ganz zu schweigen von Griechenland) die Regierungen mit ihren Bürgern an. Es bleibt ihnen schlichtweg keine Alternative zur strigenteren Sparpolitik, um die subventionierte Gesellschaft auch noch über die nächste Dekade zu bringen.

Doch ist es ausreichend, die Verursacher von Finanzkrisen stärker in die Pflicht zu nehmen, um in Zukunft derartige makroökonomische Katastrophen zu vermeiden? Diese Frage darf man getrost verneinen. Immer noch stützen sich zu viele Handlungsträger auf den Staat, wenn es ernst wird. Zu sehr sind die Verhaltensmuster eingefahren, die darauf abstellen, Gewinne zu privatisieren und Verluste dem Staat anzukreiden. Auf Dauer kann dies nicht gut gehen. Also werden sich so manche Krisen noch ergeben, mit denen man gar nicht rechnen mag. Schlichtweg, weil der Mensch eine träge Masse ist –und sich lieber erst dann anpasst, wenn es gar nicht anders geht.

1 Kommentar

  1. Ein interessanter Artikel, der auch meine Sichtweise wiederspiegelt. Ich glaube, dass die derzeitige Entwicklung sehr gefährlich ist. Die Banken zocken wieder wie gewohnt und der Staat kann nichts mehr unternehmen. Was uns da noch bevorsteht, möchte ich mir gar nicht ausmalen.

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